Gestern war es mal wieder soweit. Ich stand im Stau. Diesmal hatte ich allerdings das Privileg, als Beifahrer im Stau zu stehen. So hatte ich Zeit, mir die anderen Autofahrer, die mit uns den teils stehenden, teils stockenden Verkehr genossen, genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ein seltenes Phänomen: die Rettungsgasse
Liebe Autofahrer, wisst ihr, was eine Rettungsgasse ist? Ja? Warum zum *piiiiep* bildet ihr dann keine?

Natürlich gibt es hin und wieder Bereiche auf der Autobahn, in denen das Bilden einer Rettungsgasse nur schwer bis teilweise leider gar nicht möglich ist. So zum Beispiel auf einem Teilstück unseres Staus gestern.
Da trafen eine Baustelle und eine Überleitung einer anderen Autobahn auf „unsere“ zusammen. Blöde Kombination. Hier eine Rettungsgasse zu bilden, grenzt teils schier an Unmöglichkeit. Natürlich müssen Baustellen auch mal sein, aber dann, liebe Baustellenplaner, plant bitte auch so, dass das Bilden einer Rettungsgasse möglich ist.
Gestern zum Beispiel musste der Abschleppwagen stehen bleiben, um Baustellenabsperrungen zur Seite zu räumen. Ohne diese Aktion wäre er nicht durchgekommen.
Man sieht: nicht nur die Autofahrer sind angehalten, beim Thema Rettungsgasse mitzudenken. Auch die Planer von Baustellen. Denn oftmals ist ein Baustellenbereich so eng gestaltet, dass eine Rettungsgasse nicht mal ansatzweise möglich ist. Und dann?
Rettungsgasse – How to…
Eine Rettungsgasse ist für Unfallopfer überlebenswichtig. Daher eine Bitte an alle: steht ihr im Stau oder fängt der Verkehr zu stocken an, bildet eine Rettungsgasse. Und das schon ab Tempo Schrittgeschwindigkeit!
Wie das geht? Ganz einfach:
Die Autos auf der linken Spur fahren so weit es geht nach links. Alle anderen Spuren nach rechts. So entsteht die Rettungsgasse.
Bei zwei Fahrbahnen:

Bei drei Fahrbahnen und mehr:

Wie lange muss eine Rettungsgasse aufrechterhalten werden?
Die Rettungsgasse muss so lange bestehen bleiben, bis sich der Stau auflöst. So einfach ist das.
Warum? Nur weil Polizei, Rettungswagen, Feuerwehr und Abschleppwagen bereits durchgefahren sind, heißt das noch lange nicht, dass nicht noch weitere Einsatzfahrzeuge folgen. Und auch diese dürfen natürlich nicht behindert werden.
Darum bitte, liebe Autofahrer, schließt die Rettungsgasse nicht gleich nachdem Einsatzfahrzeuge an euch vorbeigefahren sind. Nur weil ihr die Position eures Fahrzeugs auf eine andere Spur verändert, geht es auch nicht schneller voran. Und sehen was los ist, werdet ihr dadurch in den meisten Fällen auch nicht.
Ein kleiner Anreiz, die Rettungsgasse zu bilden und aufrecht zu erhalten: Das Nicht-Bilden einer Rettungsgasse bringt ein Bußgeld von 20 € mit sich!
Zudem ist auch das Befahren der Rettungsgasse für normale Verkehrsteilnehmer verboten.
Der Stand-/Pannenstreifen
Das ewige Thema Stand-/Pannenstreifen. Gestern gern genutzt von LKWs und Autos gleichermaßen, die in nicht gerade geringem Tempo an uns vorbeibrausten.
Hierzu folgendes:
Der Stand-/Pannenstreifen ist gemäß StVO keine Fahrbahn. Und darf dementsprechend nicht befahren werden. (§ 2 StVO). Ausnahme: es wird durch Schilder ausdrücklich erlaubt (was in unserem Fall gestern nicht der Fall war).
Auch während eines Staus oder bei stockendem Verkehr darf der Panne-/Standstreifen nicht befahren werden. Wer diese Vorschrift missachtet, muss mit 100 € Bußgeld und 1 Punkt in Flensburg rechnen.

Kann eine Rettungsgasse aufgrund Platzmangels nicht gebildet werden, darf der Stand-/Pannenstreifen in Einzelfällen dazu verwendet werden, um eine vorschriftsmäßige Rettungsgasse zu bilden. Sprich: reicht der Platz der normalen Fahrbahnen nicht aus, um eine Rettungsgasse zu bilden, darf die Fahrspur ganz rechts auf den Pannen-/Standstreifen ausweichen. Die anderen Fahrspuren folgen entsprechend. Die ganz linke Fahrspur bleibt ganz links.
Im Allgemeinen gilt: der Stand-/Pannenstreifen ist immer frei zu halten. Denn er dient dazu, in Notfällen Platz für Pannenfahrzeuge zu schaffen oder Hilfebedürftige zu versorgen.
Das Handy im Stau
Gestern im Stau. Die Fahrerin vor uns: Handy am Ohr. Die Fahrerin hinter uns: Handy am Ohr. Der Fahrer neben uns: Handy am Ohr.
Handy im Stau – erlaubt oder nicht?
Hier lautet die Antwort: Nein! Die Handy-Nutzung am Steuer ist – auch im Stau – verboten.
Ausnahmen:
- das Auto steht und der Motor ist aus
- telefonieren mit Freisprecheinrichtung
Wer das Handy am Steuer nutzt bzw. ohne Freisprecheinrichtung telefoniert muss mit einem Bußgeld in Höhe von 60 € und 1 Punkt in Flensburg rechnen.
Das Verbot der Handy-Nutzung am Steuer bezieht sich dabei längst nicht nur auf das Telefonieren. Auch folgende Tätigkeiten sind verboten:
- Nachrichten schreiben und lesen
- Anrufe wegdrücken
- Bedienung des Navigationssystems am Handy, wenn dies per Hand geschieht
- und jede weitere Handy-Nutzung per Hand

Achtung, die Handy-Nutzung am Steuer kann noch weitere Folgen haben:
Wird aufgrund der Handy-Benutzung während der Fahrt ein Unfall gebaut, kann dies von der Versicherung unter Umständen als große Fahrlässigkeit gewertet werden. Folge: die Versicherung leistet nicht und der Handynutzer bleibt auf den Schadenskosten sitzen.
Ist es das wirklich wert?
Gestern führte die Handy-Nutzung meiner Mit-Stausteher noch zu anderen Problemen. Nämlich dahingehend, dass teilweise langsam aber flüssig hätte gerollt werden können, aber: da sich viele Autofahrer mehr auf ihr Handy, anstatt auf den Verkehr konzentrierten, entstand ein andauerndes Stop & Go.
Der Verkehr fängt an zu rollen, Handynutzer merkt es nicht. Erst als die Lücke vor ihm schon LKW-groß ist, kapiert er es, fährt los. Dies meist, aus Überraschung über die „plötzliche“ Lücke vor ihm viel zu schnell. So dass er dann auch erstmal wieder bremsen muss, um dem KFZ vor ihm nicht hinten aufzufahren.
Ein Problem, das vermieden werden könnte und immer wieder zu Stop & Go anstatt zumindest langsam vor sich hinrollendem Verkehr sorgt.
Und zu guter Letzt: die Gaffer
Wie oft wird ein Stau durch Gaffer ausgelöst oder zumindest verschlimmert. Sei es ein Unfall oder sonst irgendein Vorkommnis auf der eigenen Fahrtrichtung oder der Gegenspur, es gibt sie immer wieder: die Gaffer.
Gaffer, das sind Menschen, die Unfälle und andere Geschehnisse während der Fahrt genau beäugen müssen und dabei das Gaspedal komplett vergessen. Oder noch schlimmer: den Verkehr um sich herum vergessen und dadurch selbst einen Unfall bauen.
Liebe Gaffer, es ist nicht nur pietätlos und gefährlich, sondern für andere Verkehrsteilnehmer auch noch extrem nervig, wenn ihr abbremst, nur um einen Unfall oder anderes zu bestaunen. Noch schlimmer ist es, wenn ihr dann auch noch Fotos davon macht.
Zum einen ist die Handy-Nutzung während der Fahrt verboten. Zum anderen: versetzt euch mal in die Lage der Angehörigen. Sie warten auf ihre Lieben, die vielleicht gerade diesen Unfall hatten. Und sehen im Netz dann die von euch geschossenen Fotos, die ihr ja unbedingt machen und posten musstet. Wie würdet ihr euch an ihrer Stelle fühlen?
Warum ihr Gaffer mich so unendlich nervt:
- Ihr behindert den Verkehr und sorgt durch euer Verhalten für Staus
- Ihr seid durch das Gaffen abgelenkt und gefährdet dadurch andere Verkehrsteilnehmer
- im schlimmsten Fall behindert ihr zudem noch Einsatzkräfte und/oder verhindert bzw. erschwert das Bilden einer Rettungsgasse
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=WfiLITNZudE&w=560&h=315]
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